Hideyo Harada zählt zu jenen immer seltener anzutreffenden Künstlern, die sich bei ihren Einspielungen offensichtlich sehr viel Zeit nehmen, um Interpretationen von enormem musikalischen Feinschliff und größter geistiger Durchdringung vorzulegen. Nach den subtilen Miniaturen von Tschaikowskys „Jahreszeiten“ überraschte die Künstlerin mit einer emphatischen Wiedergabe der C-Dur-Fantasie Schumanns und widmet sich nun zwei Werken Schuberts.
Gegen die Konkurrenz weiß sich die Künstlerin schon deshalb zu behaupten, da sie ganz eigene Akzente setzt. Zunächst ist es die schiere Schönheit ihres Spiels, das sowohl die „Wandererfantasie“ als auch die Sonate in eine andere Sphäre zu transzendieren scheint. Die Rundung des Tons, die atmende Phrasierung, der klare architektonische Aufbau, das feine Gespür für Steigerungen, die konstante Wachheit: All dies fügt sich zu überzeugenden Darstellungen, die auch durch die Aufnahmetechnik und den brillanten Flügel begünstigt werden.
Die Fantasie eröffnet Harada mit echtem dramatischen Aplomb, hütet sich aber davor, die mächtigen Klanggesten zur Kraftdemonstration zu missbrauchen. Im Adagio gelingen ihr wahre Wunder an Darstellungsintensität, um die Sehnsuchtsenergien spürbar werden zu lassen. Und auch in der Sonate sind es die vielen seelisch erfüllten Momente ihres Spiels, die dem Werk über seine Schmerzlichkeit hinaus ein wärmendes Licht mitfühlender Menschlichkeit verleihen.
Soll man von einer Überraschung reden oder doch eher von der Bestätigung eines außergewöhnlichen Talentes? Jedenfalls hat mich dieses Schubert-Programm der japanischen Pianistin Hideyo Harada weit stärker berührt als ganze Anzahl Einspielungen mit bekannteren Namen. Dabei hat sie bereits seit längerem durch eine ganze Reihe von gewonnenen Wettbewerben und Auszeichnungen auf sich aufmerksam gemacht. Und so lässt auch diese Schubert-Einspielung aufhorchen. Nicht nur durch ihre hervorragende Aufnahmequalität im Surround-Verfahren, das dem Klavier die ganze Natürlichkeit seines Klanges belässt, sondern vor allem durch die Schönheit und Natürlichkeit der Darbietung, die tief in die Innenwelt der beiden hier vorliegenden Kompositionen eindringt.
Die Fantasie C-Dur D. 760, die so genannte 'Wandererfantasie', die oft dazu dient, pianistische Virtuosität hervorzukehren, hat zwar auch hier alles an virtuoser Spielkunst, der es bedarf, aber neben einer erfreulich energischen Beherztheit geht das Spiel der Pianistin sehr wohl in eine gedankliche Tiefe, wie man sie nur selten erlebt. Harada nimmt sich Zeit, in die Musik hineinzuhören und Schuberts reiche Gemütswelt bloß zu legen . Selten hat man das wunderschöne 'Adagio' so ergreifend gespielt gehört. Noch tiefer dringt die Pianistin in der letzten Klaviersonate B-Dur ins Schubertsche Geheimnis ein. Auch diese ist eher bedächtig gespielt (46'10: ein Zeitmaß wie bei Svjatoslav Richter), doch erscheint sie nicht 'langsam', sondern nachdenklich, in sich gekehrt, sogar etwas verträumt, besonders in dem sehr differenziert gespielten, die Themen und Motive klar voneinander absetzenden Einleitungssatz 'Molto moderato'. Noch besinnlicher, ja verinnerlichter ist das herrliche 'Andante sostenuto', das die Dimensionen des Tragischen bei Schubert mit ergreifender Verinnerlichung und Intensität zum Klingen bringt. So hat Hideyo Harada uns eine Einspielung geschenkt, die mit den ganz berühmten gleichgesetzt werden kann.
pizzicato.lu luxemburgische Musikfachzeitschrift
… Harada begnügt sich hier – wie auch in der berühmten B-Dur-Sonate – nicht damit, tausend Mal Gesagtes schlicht noch einmal aufzugreifen. Sie will das Neue, Frische, Unverbrauchte – und scheut das Wagnis nicht. Ein Muss im CD-Regal.
Piano News, Musikfachzeitschrift
…Mit großer musikalischer und pianistischer Sicherheit bringt Hideyo Harada die vielschichtige Dialektik aus Zartem und Ungestümem in Schumanns Klavierpoesie zum Ausdruck. Ihr eher verinnerlichtes, einfühlsames und dabei keineswegs blutleeres Ausleuchten der komplexen Seelenzustände in Schumanns Musik bleibt zudem immer in lebendig-organischem Fluss. Trotz allem Gespür für die feinen Kontraste vermag die japanische Pianistin dieser Musik zugleich eine mitreißende emotionale Gesamtdramaturgie zu verleihen. Insgesamt also eine auch wegen des brillanten und zugleich sehr natürlichen SACD-Klangbildes rundum empfehlenswerte Aufnahme. Selbst für diejenigen, die schon Einspielungen der C-Dur-Fantasie, den "Kreisleriana" oder der Arabeske op. 18 - alles ja durchaus populäre Schumann-Meisterwerke - im Plattenschrank haben.
…Eine fabelhaft erhellende Darstellung.
stereo.de
Das Herz ihrer neuen Schumann-CD ist die Kreisleriana op. 16, die sie beherzt, mit Gefühl und wenn nötig eiserner Hand in Angriff nimmt. Der ätherische Schluss ihrer Arabeske op. 18 klingt wie nicht von dieser Welt – und macht Lust, diese Musikerin näher kennenzulernen.
crescendo.de
This is a delight. Hideyo Harada gives us a performance of both the Wanderer Fantasy and the Sonata D 960 that can measure up with the best. For me Schubert is not quite suited for power players. It would seem that most of his solo piano compositions are better served by tenderness, 'sehnsucht', 'leidenschaft' and a reflective approach. Harada has all that. She is, of course, not new to this kind of repertoire. Some 8 years ago she launched an ambitious Schubert cycle in Tokyo, not only covering the complete music for piano solo, but also the various pieces Schubert wrote for chamber players. From the well documented liner notes one learns that she won a number of prizes in international piano competitions. However, the real the proof of the pudding is in the eating, i.e. in the concert hall, or, in this particular case, the recording studio. Harara does not disappoint. Aided with a beautiful piano sound, so well captured by the Audite engineers (in PCM), and her flawless technical skills, she brings us an interesting coupling of two key works. The Wanderer Fantasy, perhaps the most monumental piece of Schubert's piano 'oeuvre', comes off very well. Energetically, yet thoughtfully played. But for me the best part of this disk is her intelligent, romantic and sometimes dreaming performance of Schubert's final Piano Sonata. One of the difficulties with Schubert is that his sonatas can become all too easily fragmented in less competent hands, whereby the soloist loses the flow and hence the coherence of the overall structure. Harada's careful approach and her often light and clear 'toucher' keeps the structure intact from the first till the very last note, whilst, at the same time, revealing the deeply emotional feelings which Schubert has hidden in the score, notwithstanding the key of B flat Major and the quasi optimistic singing melodies in the third movement. I was completely spellbound and I cannot but wholeheartedly recommend this disk.
www.SA-CD.net
Two great Russian piano masterpieces in a subtle and soulful recording - Hideyo Harada offers a reading that thrills
What a compelling coupling this is, and how good to hear Tchaikovsky's still-underrated cycle given a reading which conveys its grit and grandeur as well as its beauty. The cycle was commissioned by the editor of a St Petersburg journal, Le Nouvelliste, and the pieces were published as a kind of musical part-work. When the set was published complete, each piece was headed by lines of verse by a Russian poet, Tolstoy and Pushkin among them, though such is the vividness of Tchaikovsky's writing that the music needs no explanation.
Tchaikovsky's flitting lark (March) and his irresistible walzes for April and December are a particular delight in Hideyo Harada's hands. She's not afraid of full-blooded climaxes either, as witness the choppier waters of June's initially lilting barcarolle. And her "Autumn Song" (October) is desolate enough to soften the hardest of hearts. Pletnev's masterly version remains a benchmark, and though Harada matches him in soulfulness, there are times when his more vigorous approach wins the day, not least in a wild harvest (August) and a hunt (September) where you can almost smell the blood.
Harada is also up against a very fine Pletnev recording in Rachmaninov's Corelli Variations, that solo masterpiece just one opus number apart from his unaccountably more popular Paganini Variations. Pletnev may have the historical advantage of performing on Rachmaninov's own piano, but there's little in it, musically speaking. The subtlety with which Harada approaches the theme itself sets the scene for a reading that thrills as much for its nuance as for its brilliance – especially the extrovert Vars 11, 16 and 18. The wonderfully warm recording sets the seal on a highly recommendable disc.
Gramophone, englische Musikfachzeitschrift